Die dunkle Biene

In Österreich gibt es zwei einheimische Bienenrassen: die Carnica- oder Krainer Biene (Apis mellifera carnica) und die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera). Beide sind optimal an die jeweiligen klimatischen Bedingungen ihrer Lebensräume angepasst. Neben der Honigproduktion spielen Bienen eine zentrale Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen. Die Dunkle Biene war einst in ganz Europa verbreitet, einschließlich des nördlichen Teils der Alpen in Österreich, während die Carnica-Biene vor allem südlich des Alpenhauptkamms, im pannonischen Raum und im Weinviertel vorkam.

Die Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera) gilt als der ursprüngliche Typ der Honigbiene und war über Jahrhunderte die wichtigste Wirtschaftsbiene in Mittel- und Nordeuropa. Nach ihrem Verbreitungshöhepunkt um 1850 wurde sie durch Verdrängungszucht nahezu ausgerottet. Heute existieren nur noch wenige Restbestände, vor allem in Tirol und Salzburg. Einige Zuchtgruppen in Österreich setzen sich aktiv für den Erhalt dieser einheimischen Bienenrasse ein.

„Während es 1950 in Österreich noch ein ausgewogenes Verhältnis von 50:50 zwischen der heimischen Dunklen Biene und der Carnica-Biene gab, steht die Dunkle Biene heute kurz vor dem Aussterben“ Daher haben wir uns der Rettung dieser Bienenart verschrieben. Derzeit gibt es in Österreich nur etwa 1.000 Dunkle Bienenvölker, was nur 1 % des gesamten Bienenbestandes ausmacht. Die verstärkte Fokussierung der Imker auf die Honigproduktion hat zum Rückgang dieser widerstandsfähigen, an klimatische Schwankungen angepassten Bienenart geführt – nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.

Eigenschaften und Verhalten

Ruttner (2003) fasst das Verhalten der Dunklen Biene treffend zusammen: „Extreme Vorsicht als Überlebensstrategie in einer rauen Umwelt.“ Diese Bienenrasse zeichnet sich durch ihre Robustheit, Langlebigkeit und starke Flugfähigkeit aus. Sie reagiert schnell auf Wetteränderungen und passt ihre Volksgröße flexibel an die verfügbaren Futterquellen an. Dabei geht sie äußerst sparsam mit ihren Vorräten um.

Zu den herausragenden Merkmalen der Dunklen Biene gehören:

  • Hohe Winterhärte
  • Flugfähigkeit auch bei niedrigen Temperaturen und schlechtem Wetter
  • Vorsichtige Volksentwicklung im Frühjahr und bei Trachtlücken
  • Sparsamer Umgang mit Futter
  • Ausgeprägter Putztrieb
  • Lange Lebensdauer der Königin und Arbeiterinnen
  • Erhöhte Verteidigungsbereitschaft am Flugloch
  • Starker Sammeltrieb für Pollen und Propolis
  • Sanftmütiges Verhalten
  • Geringe Schwarmneigung, was den Pflegeaufwand reduziert

Aussehen

Die Dunkle Biene zeichnet sich durch eine sehr dunkle Körperfärbung aus, hat schmale Filzbinden und einen kräftigen, plumpen Hinterleib. Ihre Behaarung ist lang, jedoch eher spärlich.

Morphometrische Daten

Die Dunkle Biene weist eine vollständig dunkle Panzerfärbung ohne braune Ringe auf. Die Haarlänge ist lang, die Filzbinden sind schmal. Der Cubitalindex liegt unter 2, der Hantelindex unter 93, und die Diskoidalverschiebung beträgt weniger als 22. Die Rüssellänge variiert zwischen 5,9 und 6,5 mm.

Genetische Daten

Die DNA-Analysen der österreichischen Dunklen Bienen, weisen dabei einen Anteil von 89,2 bis 99,6 % reiner Mellifera-mellifera-Gene auf.

Verbreitung

Die Dunkle Biene ist eine stark vom Aussterben bedrohte Bienenrasse. In Österreich existieren nur noch etwa 1.000 reinrassige Dunkle Bienenvölker, die vorwiegend in den Regionen Salzburg und Tirol gezüchtet werden.

Gefährdungsgrad

Aufgrund ihres stark reduzierten Bestands wird die Dunkle Biene in der Roten Liste gefährdeter Tiere Österreichs (Band 14/5; 2010) als vom Aussterben bedrohte (CR) autochthone Bienenrasse geführt. Dringende Schutzmaßnahmen sowie die Förderung von Imkern wären notwendig, um ihren Fortbestand zu sichern.

Respekt vor den Gesetzen der Natur und der Wille, unsere Bienen zu schützen, sind heute wichtiger denn je.